Freitag, Oktober 21, 2005

the end


this is the end beautiful friend
this is the end my only friend
the end
it hurts to set you free
but you'll never follow me
the end of laughter and soft lies
the end of nights
we tried to die
this is the end

Donnerstag, Oktober 06, 2005

kellerkinder

letztens hab ich noch behauptet, heimat wäre für mich eher ein gefühl als ein ort. tatsächlich ist das gefühl aber manchmal nur in verbindung mit einem bestimmten ort wirklich „zu hause“. zumindest kommt mir das seit letztem wochenende so vor.

was mich so sentimental gemacht hat? eine kneipe. oder besser: UNSERE kneipe. der „zigeunerkeller“. weiß getünchte wände, türkische teppiche und vergilbte konzertplakate an den wänden, der fußboden genauso zerschrammt wie die theke, der tischfußball in der ecke altersschwach, die toiletten lassen jeglichen luxus vermissen, das mobiliar ist alt und passt nicht zusammen und die musikanlage zeichnet sich nicht durch guten sound, sondern einzig und allein durch lautstärke aus. das publikum ist grundsätzlich ziemlich bunt gemischt, denn hier interessiert es keinen, ob du punk oder metaller oder normalo bist, für keinen spielt es eine rolle, was du hast oder bist oder werden möchtest, wenn du groß bist.
DAS HIER ist einfach der ort für alle, die geschniegelte in-kneipen zum kotzen finden.

wir waren so oft da, dass wir praktisch zum inventar gehörten. zum beispiel trafen wir uns jeden donnerstag zum stammtisch. anfangs nicht mehr als eine einstimmung aufs wochenende, entwickelte sich das immer mehr zur festen einrichtung und wer fehlte, musste schon einen verdammt guten grund dafür haben oder strafe zahlen. das ging schließlich so weit, dass wir einen verein gründeten - „kellerkinder e.v.“ - mit allem, was so dazugehört: gewählter vorstand, eigene satzung, mitgliedsbeitrag und eigens gestalteten mitgliedsausweisen. unser logo bestand aus einer flasche jack daniels und einem würfelbecher, aus dem kleine, schwarze strichmännchen purzelten. das sagt eigentlich schon alles, denn wir spielten tatsächlich nächtelang bei becks aus der flasche und fiesen jackie-cola-mischungen 42/18 mit den abstrusesten regeln und redeten blödsinn.

ich hab den „keller“ immer geliebt, weil es der erste ort war, an dem ich mich richtig zu hause gefühlt hab, an dem alles so war, wie ich es haben wollte und ich sein konnte wie ich eben bin.
es mag sein, dass ich diese zeit ein bisschen durch die rosarote brille sehe, weil wir mit anfang zwanzig nur von einem tag zum nächsten dachten, ohne netz und doppelten boden durchs leben trudelten und nichts und niemanden wirklich ernst genommen haben.
mit meinem umzug war das geschichte. ein paar jahre hatte ich keinen kontakt mehr zu den „kellerkindern“ und wenn ich donnerstags mal wehmütig dran dachte, dass sie ohne mich am stammtisch saßen, habe ich mir eingeredet, dass ich dem kleinstadt-gedöns entwachsen bin, mich verändert habe und da gar nicht mehr reinpasse. falsch war das nicht, ganz richtig aber auch nicht.

langer rede kurzer sinn: vergangenen samstag war ich zum ersten mal seit fünf jahren wieder im „keller“. und was soll ich sagen? es hat sich nichts geändert, alles ist wie früher. die wandteppiche, die laute musik, die verkratzte theke mit meinem lieblingstürken dahinter. hakim begrüßte uns mit handschlag, stellte uns ungefragt das obligatorische becks hin und micha und ich übernahmen ganz selbstverständlich den job des dj’s. ich hatte das gefühl, nie weg gewesen zu sein.
wir kamen irgendwann zwangsläufig auf die „keller kinder klub karte“ zu sprechen und micha, sasch und ich zauberten das teil fast zeitgleich aus dem portemonnaie. passend dazu sagte micha irgendwann später und nicht mehr ganz nüchtern: „weißt du, es mag ja sein, dass wir inzwischen alle irgendwo in deutschland verstreut wohnen, aber früher oder später kommen wir immer wieder hierher, weil uns nichts und niemand je kaputtmachen wird, was wir zusammen erlebt haben. vielleicht haben wir zum ein oder anderen weniger kontakt, aber ich schätze, du kannst jeden einzelnen anrufen, wenn irgendwas schief läuft und er wäre da.“
ich musste schwer schlucken, aber er hat recht. aus dem „kellerkinder e.v.“ kannst du nicht austreten wie aus einem normalen verein. nicht umsonst schleppen wir alle seit über zehn jahren diesen mitgliedsausweis herum. keiner hat ihn weggeworfen.

die kellerkinder sind scheinbar tatsächlich für jeden von uns etwas besonderes und das zusammengehörigkeitsgefühl stärker als alte streitigkeiten. ich hatte dieses gefühl immer, aber ich hab es auf sentimentalität und die tatsache, dass ich nicht mehr dabei sein konnte geschoben. und jetzt zu realisieren, dass es manch anderem genauso geht, ist...

… vielleicht der beste grund, heimweh zu haben.