Montag, September 26, 2005

freunde der nacht/ruhe

eigentlich bin ich ein geduldiger mensch. also außer wenn es um musik im allgemeinen und die neue muff potter-platte im besonderen geht.
seit ich letztes jahr die ersten neuen songs gehört hab, streiche ich im kalender jeden tag bis zum erscheinen von „von wegen“ ab. blöderweise steigt meine ungeduld ungefähr drei mal so schnell wie die tage bis zum 7. oktober verstreichen. und die herren machen es einem ja auch nicht unbedingt leichter. erst die beiden appetithappen „punkt 9“ und „allesnurgeklaut“, dann der lustige clip zu „22 gleise später“ und schließlich der relaunch der website, auf der man in alle songs schon mal reinhören kann. böse, echt.
aber die taktik geht auf. ich rutsche ungeduldig auf meinem stuhl hin und her und weiß nicht, wie ich das bis nächste woche aushalten soll.

unter diesem gesichtspunkt wäre es vielleicht klüger gewesen, ich hätte mir „freunde der nacht/ruhe“ in dortmund gespart, denn besser gemacht hat das nichts. ganz sicher nicht, sondern ganz sicher im gegenteil.
WIE geil war DAS denn???

aufgrund fehlender objektivität und – was vielleicht noch schwerer wiegt – der seltbsterkenntnis, dass ich mich nicht kurz fassen kann und dazu neige, im pathos zu ersaufen, überlasse ich die zusammenfassung des abends einem profi:

...

Mittwoch, September 14, 2005

i can't relax in deutschland

vielleicht kann man sich an alles gewöhnen, an was ich mich aber NIE im leben gewöhnen werde, sind die „deutschen stunden“ im radio am mittwochabend.
als dieses projekt gestartet wurde, hatte ich noch die hoffnung, dass jetzt vielleicht ein paar gute deutsche bands, die sonst nicht im radio stattfinden, eine plattform bekämen. und anfangs war das auch so. zumal mit dem sendeplatz zwischen 22 und 24 uhr auch die zeit für musik abseits der ausgetretenen pfade günstig war. da liefen plötzlich die sportfreunden stiller, die beatsteaks oder die donots und es wurde kein unterschied zwischen „deutsch“ und „deutschsprachig“ gemacht.
im ansatz war die idee also eigentlich gut, aber wie das mit dem kommerz immer so ist, dauerte dieser zustand nicht lange an. seit monaten sind „deutsche stunden“ gleichbedeutend mit liedern von grönemeyer, westernhagen, wir sind helden, juli, silbermond, laith al deen, nena und einer band, deren namen ich mir gar nicht erst gemerkt habe, weil ich das radio sofort ausschalte, wenn die ersten takte eines songs namens „bindungsangst“ erklingen. inzwischen breche ich schon in jubelstürme aus, wenn mal kettcar gespielt wird, obwohl die mit ihrem album in den oberen rängen der charts rangieren und somit auch nicht mehr wirklich unter die kategorie „aufstrebende bands“ fallen. bands, die zwar aus deutschland kommen, sich aber erdreisten englisch zu singen, werden mittlerweile komplett ignoriert. ich würde sagen, da ist das ziel „den eigenen nachwuchs fördern“ doch voll erreicht, oder?

was dann natürlich auch die frage nach dem WARUM aufwirft. aus welchem grund ist musik mit dem stempel „made in germany“ mit einem mal besser als andere? und IST sie das überhaupt? ich glaube nicht. oder zumindest nicht zwangsläufig. wer auf der aktuellen platte von westernhagen noch irgendwas innovatives findet, möge mir bitte eine mail schicken und mich eines besseren belehren! ist in dem fall nicht einfach der name der grund, warum seine songs gespielt werden? wieso nicht mal stattdessen olli schulz und der hund marie? oder tocotronic? oder tomte, die sterne, blumfeld, schrottgrenze, angelika express, muff potter? ich meine, HALLOHOO ... die SINGEN doch deutsch! manchmal frage ich mich, ob es am ende nicht genau DAS ist, was ihnen den platz im radio verbaut. jeder versteht, von was ihre lieder handeln und wer genau hinhört, müsste sich in der schlussfolgerung vielleicht mit den texten auseinandersetzen. und mal ehrlich, WER tut das schon?
was ich zum beispiel im fall von wir sind helden – um mir mal die kommerziell erfolgreichste band herauszusuchen - sehr bedauerlich finde, denn die texte von judith holofernes sind großartig. jeder kann den refrain von „gib mir nur ein wort“ mitsummen, aber wie vielen hörern sind zeilen wie „wenn du schon auf den mund fallen musst, warum dann nicht auf meinen?“ oder „ich will in deinem tiefen wasser hohe wellen schlagen!“ aufgefallen? und – um das mal weiterzuspinnen – wie viele hörer haben darüber nachgedacht, was sie damit sagen wollte, wie viele lassen sich auf die poesie ein oder versuchen gar, darin etwas zu finden, das auf sie selbst passt? die antwort? sparen wir uns das.

ein phänomen, das mich auch schwer nachdenklich macht, ist hiphop aus deutschland, allem voran alles, was sich so unter dem begriff „aggro berlin“ zusammengerottet hat. ich möchte mal wissen, wie sich ein … ähem … künstler wie fler anmaßen kann, sich schon nach einem relativ erfolgreichen titel selbst zum vorbild für die jugend aufzuschwingen. mit welchem recht tut er das? jemanden, der im video mit wehender deutschland-flagge durchs bild rennt, halte ich auf jeden fall für ein äußerst fragwüdiges idol.
mir stellen sich die nackenhaare auf, wenn ich sehe, dass man plötzlich anfängt, „deutsch sein“ wieder toll zu finden. WAS genau ist daran denn toll? die antwort „es ist doch unsere heimat!“ habe ich mehr als ein mal gehört und genauso oft auch nicht verstanden. ist heimatgefühl wirklich an ein land gebunden? wären nicht auch die oster-inseln zu hause, solange wir dort mit den menschen zusammen sein könnten, die wir mögen, mit denen wir gern unsere Zeit verbringen, die uns verstehen? für mich ist heimat kein ort, sondern ein gefühl.

mehr dazu: www.icantrelaxin.de

Dienstag, September 13, 2005

melancholie ist die freude am traurigsein.

ich weiß gerade nicht, ob ich lachen oder weinen soll. am liebsten würde ich beides gleichzeitig.
ein sonntagabend im september, die uhr zeigt irgendwas kurz vor halb zehn, ich bin nach einem viel zu kurzen wochenende im münsterland auf dem weg nach hause. es ist dunkel, ein bisschen neblig, manchmal nieselt es. die autobahn ist fast leer und hänge mich an den wagen, der mit gleichmäßiger geschwindigkeit vor mir fährt. ich orientiere mich allein an den roten rücklichtern, meine gedanken sind überall und nirgends zugleich und ich lausche dem, was conor oberst mir da aus den boxen vorsingt.
alles passt perfekt zusammen. die autobahn-tristesse, das schale gefühl, in einen ort zurückkehren zu müssen, an dem ich nicht sein will, der klang von conors gitarre, der klang seiner leisen stimme, die die geschichte eines flugzeugabsturzes erzählt und dann nahtlos in den song übergeht.
eigentlich singt er nicht nur. er flüstert, er schreit und leidet, die stimme bricht ihm weg, an manchen stellen trifft er den ton nicht oder kann ihn nicht halten, aber genau DAS ist es, was seine musik so besonders macht und mir eine gänsehaut zaubert. das klingt so wenig perfekt und gleichzeitig perfekter als alles, was ich je gehört habe. wenn dann noch die engelsstimme von emmylou harris dazukommt, möchte ich in tränen ausbrechen.
„landlocked blues“ ist so schön, dass ich es ungefähr zehn mal hintereinander hören muss. conor besingt mit leiser stimme einen abschied, emmylou harris stimmt ein, die gitarre steigert sich zu einem stürmischen intermezzo, um dann wieder ganz leise zu werden. und dann brüllt conor plötzlich unerwartet „cause we’re coming for you!“ und ein trompetensolo setzt ein, das – ganz im gegensatz zum rest des songs – hoffnungsvoll klingt.
die musik ist überall. im kopf, im bauch und vor allem im herzen. ich würde das gefühl gern beschreiben, aber ich weiß nicht, ob ich worte dafür finde. es ist wie eiserne ringe ums herz, ein sanftes kribbeln im bauch, ein intensives ziehen im magen, das herz schlägt langsam, aber die hits sind hart.
ich weiß jetzt, was dichter meinen, die schreiben: mir ist so schwer ums herz. ich fand das immer kitschig, aber im moment passt es einfach. SO fühle ich mich. bittersüß. nicht traurig, nur furchtbar melancholisch. und ich wünschte, ich könnte dieses gefühl irgendwie festhalten. oder mich zumindest für immer daran erinnern.

Freitag, September 09, 2005

western von gestern

"sie könnte wirklich sehr schön blühen, würde er sie nur mal ans fenster stellen.
sie könnte licht am ende des tunnels sehen, würde er ihr nicht die sicht versperren.
ein ozean von lieblosigkeit. sie ist fast ersoffen.
ein rettungsboot mit nur einem platz. einsam warten, sinnlos hoffen.
er sagt es wird schon gehen. ach ja, dann sag ihr doch auch wie.
er sagt es wird schon gehen, "wir werden uns noch gut verstehen".
dann sag ihr doch auch wie.

1000x gefragt "wie kann er nur", aber man ist immer nur so kalt wie man sich fühlt.
alles ändert sich wenn du dich nicht veränderst, und zuhause ist wo das herz verglüht.
seine stimme klingt ganz anders jetzt, es ist kaum zu fassen.
sie will ihn doch nur vergessen können, oder wenigstens ein bißchen hassen.
er sagt es wird schon gehen. ach ja, dann sag ihr doch auch wie.
er sagt es wird schon gehen, "wir werden uns noch gut verstehen".
dann sag ihr doch auch wie.
oder überhaupt: warum.

es ist ein western ohne held. schnee von gestern der auch noch morgen fällt.
dieser showdown ist vorbei. jetzt ist er endlich wieder frei.
jetzt ist er endlich wieder frei, und sie ist leider nicht dabei.
er sagt es wird schon gehen. ach ja, dann sag ihr doch auch wie.
er sagt es wird schon gehen, "wir werden uns noch gut verstehen".
dann sag ihr doch auch wie.
oder überhaupt: warum. "


ich hatte ja damit gedroht, muff potter zu zitieren und nichts passt besser zu der chaotischen beziehung die eine freundin von mir führt.
hase, ich hoffe, du liest das und nimmst es dir zu herzen!!!

Mittwoch, September 07, 2005

rage and love

so ... also los.
ähm ...
gut ... vielleicht wäre es cleverer gewesen, sich über den text gedanken zu machen, BEVOR man startet. aber das ist wieder so typisch. erst mal losrennen und dann gucken in welche richtung überhaupt.
melodramatic fool, rage and love, inbetween insane and insecure, fall in love and fall in debt ... der rote faden, der sich durch mein leben zieht führt in den seltensten fällen geradeaus. was aber nicht grundsätzlich schlecht ist, denn: umwege erhöhen ja bekanntlich die ortskenntnis. und von manchen dingen will ich auch gar nicht wissen, wie sie den weg in mein leben gefunden haben oder warum überhaupt.
dabei glaube ich nicht an zufälle. also nicht mehr. nichts von dem, was mir in den letzten jahren so passiert ist, kann zufall gewesen sein. das meiste ergibt nicht auf anhieb sinn und die größte katastrophe kann sich im rückblick als das größte glück erweisen.

und da eine band nicht unwesentlich an dieser erkenntnis beteiligt ist und mit ihren texten nicht nur in diesem fall recht hat, werde ich an dieser stelle zum ersten - ganz sicher aber nicht zum letzten mal - muff potter zu zitieren: "ich hab viel gelernt, alles hat seinen zweck ..."
recht hat er, der herr nagelschmidt!!!