Dienstag, September 13, 2005

melancholie ist die freude am traurigsein.

ich weiß gerade nicht, ob ich lachen oder weinen soll. am liebsten würde ich beides gleichzeitig.
ein sonntagabend im september, die uhr zeigt irgendwas kurz vor halb zehn, ich bin nach einem viel zu kurzen wochenende im münsterland auf dem weg nach hause. es ist dunkel, ein bisschen neblig, manchmal nieselt es. die autobahn ist fast leer und hänge mich an den wagen, der mit gleichmäßiger geschwindigkeit vor mir fährt. ich orientiere mich allein an den roten rücklichtern, meine gedanken sind überall und nirgends zugleich und ich lausche dem, was conor oberst mir da aus den boxen vorsingt.
alles passt perfekt zusammen. die autobahn-tristesse, das schale gefühl, in einen ort zurückkehren zu müssen, an dem ich nicht sein will, der klang von conors gitarre, der klang seiner leisen stimme, die die geschichte eines flugzeugabsturzes erzählt und dann nahtlos in den song übergeht.
eigentlich singt er nicht nur. er flüstert, er schreit und leidet, die stimme bricht ihm weg, an manchen stellen trifft er den ton nicht oder kann ihn nicht halten, aber genau DAS ist es, was seine musik so besonders macht und mir eine gänsehaut zaubert. das klingt so wenig perfekt und gleichzeitig perfekter als alles, was ich je gehört habe. wenn dann noch die engelsstimme von emmylou harris dazukommt, möchte ich in tränen ausbrechen.
„landlocked blues“ ist so schön, dass ich es ungefähr zehn mal hintereinander hören muss. conor besingt mit leiser stimme einen abschied, emmylou harris stimmt ein, die gitarre steigert sich zu einem stürmischen intermezzo, um dann wieder ganz leise zu werden. und dann brüllt conor plötzlich unerwartet „cause we’re coming for you!“ und ein trompetensolo setzt ein, das – ganz im gegensatz zum rest des songs – hoffnungsvoll klingt.
die musik ist überall. im kopf, im bauch und vor allem im herzen. ich würde das gefühl gern beschreiben, aber ich weiß nicht, ob ich worte dafür finde. es ist wie eiserne ringe ums herz, ein sanftes kribbeln im bauch, ein intensives ziehen im magen, das herz schlägt langsam, aber die hits sind hart.
ich weiß jetzt, was dichter meinen, die schreiben: mir ist so schwer ums herz. ich fand das immer kitschig, aber im moment passt es einfach. SO fühle ich mich. bittersüß. nicht traurig, nur furchtbar melancholisch. und ich wünschte, ich könnte dieses gefühl irgendwie festhalten. oder mich zumindest für immer daran erinnern.

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