Montag, Oktober 02, 2006

as my memory rests

es ist ja nicht so, dass ich „american idiot“ seit ewigkeiten nicht mehr gehört hätte. genau genommen gibt's wahrscheinlich nichts, was ich öfter gehört habe. was ich allerdings vergessen hatte, ist, wie sehr mich diese platte eigentlich immer wieder umhaut und warum.
ich schätze, das hängt einfach damit zusammen, dass ich sie in der letzten zeit selten am stück und auch selten wirklich konzentriert gehört habe. und geschichte und aussage eines konzeptalbums kapiert man ja nun mal nur, wenn man die songs in der reihenfolge hört, in der sie gedacht sind und – was vielleicht wichtiger ist – wenn man sich auf die texte konzentriert. nicht dass ich nicht jeden einzelnen text noch im schlaf aufsagen könnte, viel eher glaube ich, dass ich bis ans ende meines leben nie wieder eine einzige zeile davon vergessen werde, aber einzeln und aus dem zusammenhang gerissen sind es eben „nur“ gute songs, während sie zusammengenommen mal wieder für meine gänsehaut zuständig sind.

okay, ich bin nicht objektiv was green day betrifft, das gebe ich gern zu. es abzustreiten hätte ja auch nur wenig sinn. aber wenn mich irgendwer fragen würde, was genau das besondere an dieser band für mich ist, könnte ich es wahrscheinlich nicht beantworten. und mal ganz davon abgesehen, dass mich noch nie jemand so was gefragt hat, habe ich mir diese frage auch selbst nie gestellt, weil man selbstverständlichkeiten nur selten hinterfragt.

green day haben mir mit „dookie“ den perfekten soundtrack zum sommer des jahres 94 geliefert und seitdem haben sie einen festen platz in meiner biographie. wie bei den meisten menschen gibt es auch bei mir zu fast jedem entscheidenden erlebnis einen bestimmten song und in meinem fall sind viele davon eben von green day.

wenn don mclean in „american pie“ so schön fragt: „can music save your mortal soul?“, kann ich das nur mit einem klaren JA beantworten. denn „american idiot“ hat mein leben gerettet. auch wenn mir das erst viel später klar geworden ist.
die phase meines lebens, in die die veröffentlichung von „american idiot“ fiel, gehört ganz sicher nicht zu den dingen, die ich mir zurück wünsche, aber dann schenkte mein bruder mir diese platte.
ich liebte sie vom ersten augenblick an heiß und innig und hätte sie wohl auch noch mit ins bett genommen, wenn sie nicht so zerbrechlich gewesen wäre. kein tag, keine stunde verging ohne diese platte. immer wieder von vorne. monatelang habe ich sie von der wohung ins auto geschleppt, denn ich konnte den gedanken nicht ertragen, dass ich sie nicht hören könnte, wenn ich es denn wollte. oder musste. und ich musste das dauernd.

ich zitiere gern und oft aus songtexten, aber noch nie schien irgendwas SO auf mein leben zu passen wie: „inbetween insane and insecure“, „kiss the demons out of my dreams“, „holding on my heart like a handgrenade“, „this life like dream aint for me“, „forgetting you but not the time“ und schließlich „rage & love“, das so sehr die überschrift über dieser zeit zu sein scheint und mir so viel bedeutet, dass ein tattoo daraus geworden ist.
für mich war „american idiot“ der endgültige tritt in den hintern, den ich so dringend gebraucht hatte.

der krönende abschluss eines – im positiven sinne – völlig auf den kopf gestellten lebens, waren dann green day live in hamburg. an meinem 30. geburtstag. das großartigste und zugleich zu tränen rührende, fette ausrufezeichen hinter einer zeit, die mir einiges abverlangt und mich noch mehr gelehrt hat. vor allem über mich selbst.

keine andere band war während der letzten jahre so sehr teil meines lebens und ich kann an ihrer geschichte mehr als an irgendwas anderem erkennen, wie sehr ich mich (zeitgleich mit ihnen) verändert habe. gleichzeitig sind sie aber auch der beste beweis dafür, dass man sich und seine ideale deswegen noch lange nicht verraten muss.

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