Samstag, Juli 12, 2008

the spy.

im antiquariat um die ecke, das sich auf musik-publikationen spezialisiert hat und mich allein deswegen zu seinen besten kundinnen zählt, bin ich über ein buch über jim morrison gestolpert. ja, SCHON wieder und ja, NOCH eins. aber ich habe lange danach gesucht, deswegen habe ich es mitgenommen, obwohl textzeilen unterstrichen und mit kommentaren versehen sind und jede freie stelle der einleitung, des titels und des inhaltsverzeichnisses mit (eigenen?) übersetzungen von songtexten und gedichten beschrieben wurde. in einer nicht leicht zu entziffernden, aber eindeutig weiblichen handschrift.
so sehr ich mir auch mühe gebe, ich kann die notizen dieses fremden menschen nicht ignorieren. denn ich habe festgestellt, wie spannend die gedanken sind, die sich die vorbesitzerin zum thema jim morrison gemacht hat. sie hat dieses buch nicht einfach nur gelesen, nein, sie hat es studiert und analysiert, in seine bestandteile zerlegt, nach antworten gesucht. und offensichtlich hat sie das gleiche versucht wie ich: dem menschen hinter dem mythos ein stück näher zu kommen. ich frage mich, ob sie das buch wohl verkauft hat, weil es ihr gelungen oder eben nicht gelungen ist?
ihr letzter satz lautet: „ich flehe euch an, meine phantasie nicht zu beschneiden...“ und ich finde, nichts könnte all die mythen und geschichten um die person jim morrison besser beschreiben. letzten endes geht es nicht darum, ob oder wie er gestorben ist. es ist egal, ob er seinen tod nur vorgetäuscht hat, wie ray manzarek nie müde wird zu erwähnen, oder ob er tatsächlich seit 37 jahren auf pere lachaise begraben liegt. worum es geht, ist einzig und allein das, was er – jedem einzelnen - hinterlassen hat. welche bedeutung er für die menschen hat, die seine musik hören, seine gedichte und all diese bücher über ihn lesen und – aus welchen gründen auch immer – an seinem grab stehen.
und die frau, die all diese dinge im märz 1995 in dieses buch geschrieben hat, lässt mich jetzt anteil haben an ihren ganz persönlichen beweggründen. was mir einerseits unangenehm ist, weil ich das gefühl habe, in ihrer privatsphäre herum zu schnüffeln. andererseits hat sie es vielleicht nicht anders gewollt. vielleicht war es ihre absicht, denjenigen, der es in die hände bekommt, zum nachdenken zu bringen, ihm ihre sichtweise, ihre gedankengänge zu vermitteln.
wie auch immer. ich besitze es jetzt. und damit einen teil ihrer vergangenheit.

people are strange.

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