Montag, Juli 03, 2006

as tears go by

die bates waren ganz sicher nicht die beste band der welt und zimbl für andere nichts weiter als ein poser. aber welche rolle spielt das, wenn er gleichzeitig der persönliche punkrock-held ist?

in den zahlreichen nachrufen für zimbl hab ich etwas gefunden, das ich so nur unterschreiben kann: „in nordhessen und im südlichen westfalen waren die bates mehr. es war die band, zu deren songs man sich als braver gymnasiast anfang der 90er durch die pubertät rebellierte, das erste dosenbier stach und skateboards shredderte, weil man zu dämlich für die tricks aus den videos war. und es war die band, mit dessen leadsänger man jahre später vor dem auftritt in einen fluß kotzte.“
völlig richtig. bei den bates ging es nicht vorrangig um die musik, sondern um das, was sie für uns waren. nur wenige kilometer von mir entfernt im „zonenrandgebiet“ aufgewachsen, waren texte über die langeweile in der provinz und sich unverstanden fühlen genau das, was ich hören wollte. ich wusste sehr genau, was sie meinten und ich wusste auch, dass sie für mich mehr als nur die lokalen helden waren, die viele meiner freunde in ihnen sahen. alle hörten die bates, ob sie nun auf punk abfuhren oder nicht. schon aus lokalpatriotischen gründen wahrscheinlich.

bei mir war das etwas anders. ich erinnere mich noch sehr genau, welchen eindruck sie bei mir hinterließen und was ich auf die beine stellte, um sie sehen zu können. nächtliche ausflüge mit heimlich aus dem fenster klettern, pechschwarz geschminkten augen und viel älteren jungs ... wie rebellisch ich mir damals vorkam, wenn ich in der ersten reihe beim pogo mitmischen konnte. keine ahnung, wie oft wir nachts ins „portrait“ getrampt sind, um mit zimbl & co. zu feiern. aber sehr oft. und sehr heimlich.

meine begeisterung für die bates war schon vor dem deal mit virgin und vor allem vor „billie jean“ geschichte. aber ich erinnere ich mich an viele durchzechte nächte, endlose diskussionen auf dem zerschlissenen sofa im „portrait“, konzerte, bei denen ich grundsätzlich backstage herumlungerte und den jungs das bier wegsoff, wie meine freunde mich deswegen wahlweise beneideten oder verständnislos den kopf schüttelten und dass die bates mir jahre später mit „independent love song“ den soundtrack zu einer sehr merkwürdigen, aber für mich entscheidenden zeit geliefert haben und wie sehr ich diesen song noch heute liebe.

das alles (und ein paar entscheidende dinge mehr) wird mir niemand nehmen. genauso wenig wie das tröstliche gefühl, mich auf meine eigene weise von ihm verabschiedet zu haben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen