Sonntag, Juli 03, 2011

come on! where's your will to be weird.



james douglas morrison
* 8. dezember 1943   † 3. juli 1971

 




















"i see myself as a huge fiery comet, a shooting star. 
everyone stops, points up and gasps "oh look at that!"
then- whoosh, and I'm gone...
and they'll never see anything like it ever again...

and they won't be able to forget me - ever." 




das mit mir und den doors war nicht gerade liebe auf den ersten blick. doch als sie mich schließlich erwischt haben, geschah das mit einer heftigkeit, die mich noch heute erschreckt.



bezeichnend, dass nicht die musik der anfang war, sondern ein artikel in einem „stern biografie spezial“, der nicht dazu taugte, dass man dieser band augenblicklich mit herz und hirn verfallen wollte. eher im gegenteil. mich aber machte er hauptsächlich neugierig, denn ich war sicher, dass das bild, das dort von jim morrison gezeichnet wurde, nicht alles gewesen sein konnte. ich wollte wissen, wie dieser mensch wirklich gewesen war. von leuten, die ihn tatsächlich gekannt hatten, die zeit mit ihm verbracht und einen blick hinter das image geworfen hatten, das er selbst aufgebaut hatte.



biografien über jim morrison gibt es unzählige. unmöglich, sich daraus ein klares bild des menschen jim morrison zu machen. jeder, der ihn kannte, hat seine eigene wahrheit. wo ray manzarek den sensiblen poeten und überdurchschnittlichen klugen menschen zum thema macht, beschreibt john densmore eine zeitbombe, von der man nie wusste, wann sie hochgehen würde, jemanden, den man fühlen konnte, bevor er da war. patricia kennealy, die jim in einer hexenzeremonie geheiratet hat, zeichnet ein völlig anderes bild als pam courson, die jim als seine „kosmische gefährtin“ bezeichnet hat, es getan hätte. wo rainer moddemann fakten und interviews für sich sprechen lässt, erzählt danny sugerman, wie er als junger mann die zeit mit den doors erlebt hat. philip steeles „city of light“ zeichnet – fiktiv wohlgemerkt – die letzten tage von jim in paris nach, während bob seymore sich auf berichte von augenzeugen beruft, die gesehen haben wollen, dass jim im „rock’n roll circus“ an einer überdosis gestorben sein soll.



es ist unmöglich, zwischen mythos und wahrheit zu unterscheiden. erst recht jetzt, wo sich sein todestag zum vierzigsten mal jährt, jede musikzeitschrift ihn mit den „adonis-fotos“, die er so gehasst hat, erneut aufs cover hievt und mit „neuen details“ um verkaufszahlen buhlt. der rolling stone hat es vor jahren vorgemacht. „he’s hot, he’s sexy and he’s dead“. und all das ist er noch immer. alles, was es zu sagen gab, ist gesagt, jede haarsträubende theorie bis zum erbrechen ausgeschlachtet.



vierzig jahre nach seinem tod ist jim morrison noch immer der posterboy der hippie-generation. dabei waren die doors das gegenteil dessen, was man sich heute unter „hippies“ vorstellt. sie waren der gegenentwurf zu den typen mit batikshirt und blumen im haar. sie waren düster und immer ein bisschen gefährlich. 

irgendwann kam das publikum nicht mehr, um die musik zu hören. sie wollten sehen, wie jim, der am anfang seiner karriere so schüchtern war, dass er nur mit dem rücken zum publikum singen konnte, ausser kontrolle geriet. er tat ihnen diesen gefallen. oder sich? er wollte immer herausfinden, wie weit er seine zuhörer bringen konnte. er hat nicht nur sich und seine band an die grenzen gebracht, sondern jeden, der bereit war, sich darauf einzulassen. und irgendwann hat er die kontrolle verloren. über sich, über die dinge, die er in gang gesetzt hatte.



für mich sind die doors viel mehr als „light my fire“ oder „break on through“ oder die eben schon erwähnten „adonis-fotos“ von jim, die wahrscheinlich jedes kind kennt.

MEINE doors sind vor allem drei unfassbar gute musiker, die es immer geschafft haben, ihrem unberechenbaren frontman zu folgen, mit ihm zu improvisieren und ihn auf den boden zu holen. egal, wie hoch er auch geflogen sein mag.

als sie dazu nicht mehr in der lage waren, waren die doors geschichte. und das ist sicher nicht manzarek, densmore oder krieger zuzuschreiben, sondern morrison allein. oder besser: seinem hass auf das selbst gewählte image des „lizard kings“, dem er nicht mehr entkommen konnte, obwohl er nichts anderes wollte.



„er war ein poet, der dazu verdammt war zu singen, um sich gehör zu verschaffen“ ist einer der meist zitierten sätze, wenn es darum geht, jim morrison zu beschreiben. und er ist treffender als alles, was man sonst so über ihn sagt. wer sich die mühe macht, seine gedichte zu lesen, wird verstehen, was damit gemeint ist. und wer sich diese mühe nicht machen möchte, dem sei „an american prayer“ ans herz gelegt, denn dort liest jim seine gedichte selbst. an seinem 27. geburtstag. allein. erst nach seinem tod untermalte seine band diese gedichte mit musik.



die doors hatten nur sechs jahre, um sich ihren platz in der geschichte zu sichern. und sie wären heute nicht das, was sie sind, hätten sie mehr zeit gehabt. sie wären heute nicht das, was sie sind, hätte jim aus paris den weg zurück gefunden. jims tod hat sie unsterblich gemacht. sein tod hat IHN unsterblich gemacht. er hat es seiner band aber auch unmöglich gemacht, diesem übergroßen schatten jemals zu entkommen. für die meisten menschen IST jim bis heute gleichbedeutend mit THE DOORS.



die doors und jim morrison waren geschichte, lange bevor ich geboren wurde. es wird mich dieser band und diesem menschen nicht näher bringen, wenn ich an diesem grab stehe.

pere lachaise, 6. division, 2. reihe, grab 5.









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